Kremser Literaturforum
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Juli.Zeh: Nullzeit. Schöffling & Co. Frankfurt am Main 2012

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Maria Schiffinger

Maria Schiffinger

Eine Freundin borgte mir das Buch mit den Worten: "Das hat mir besser gefallen als "Adler und Engel". Seit Juli Zehs Erstling sind einige Jahre vergangen, inzwischen hat die 1974 geborene Autorin den Deutschen Bücherpreis (2002), den Rauriser Literaturpreis (2002). den Hölderlin-Förderpreis (2003), den Per Olov Enquist-Preis (2005), den Prix Cévennes (2008), den Carl-Amery-Literaturpreis (2009), dem Gerty-Spies-Preis (2009) und den Solothurner Literaturpreis (2009) erhalten.

"Nullzeit" ist ein literarisch sehr gut geschriebener und konstruierter Psychothriller. Der Icherzähler Sven ist Tauchlehrer, hat Deutschland seit längerem verlassen, ja sogar das Studium kurz vor dem Abschluss abgebrochen. Er lebt in einer lauen Beziehung und hat nie eine amour fou kennengelernt, möchte sie auch nicht kennenlernen. Dann kommen die Schauspielerin Jola mit ihrem Lebensgefährten Theoauf die Insel. In dem Full-service, auf das sich Sven gegen eine ziemlich hohe Summe eingelassen hat, ist auch ein Flirt mit inbegriffen. Sven verliebt sich wie noch nie in seinem Leben, lebt dies  jedoch nur unter Wasser aus. Eine der schönsten Szenen: "Stille. Jola lag viel ruhiger im Wasser als an den Tagen zuvor. Als ob Theos Abwesenheit sie entspannte. Sie sank langsam, eine Hand an der Nase für den Druckausgleich, während ihr Haar wie ein lebendiges Wesen um sie herum trieb. Sie breitete Arme und Beine aus und schwebte auf der Stelle, sanft gehoben und gesenkt von den eigenen Atemzügen. Sie drehte sich auf den Rücken und sah den Luftblasen nach, die von ihrem Mund wie glitzerne Quellen der Sonne entgegenstiegen. Ich kniete auf dem Grund und konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Wir waren gemeinsam hier. Zwei Zeitlupenwesen in einer Zeitlupenwelt. In vierzehn Jahren und mit Hunderten von Kunden hatte sich noch nie ein solches Gefühl der Zusammenhörigkeit eingestellt. Jola kam herüber und landete auf den Knien, mir direkt gegenüber. So verharrten wir eine Weile, als würden wir einander anbeten." (Juli Zeh: Nullzeit, S 93-94)
Seine Aufzeichnungen stimmen jedoch mit dem Tagebuch von Jola nicht überein. Was stimmt und was ist falsch? Stimmt es, wenn Sven schreibt, dass er sich dann an Land doch von ihr zurückgezogen habe. Ist es wahr, wenn sie von einer sexuellen Begegnung schwärmt? "Wahrheit und Lüge, Täter und Opfer tauschen die Plätze (...) Bis er endlich begreift, dass er nur Teil eines mörderischen Spiels ist, in dem er von Anfang an keine Chance hatte". (Klappentext).
Mehr wird nicht verraten, selber lesen!

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